Deepsky Klassiker

Deepsky - aufgrund der Objektvielzahl und der verschiedenen Varianten (genaueres siehe hier) - für uns der interessantere Beobachtungszweig. Aus der Menge der Objekte möchten wir hier einige Klassiker, die wir besonders mögen näher vorstellen. Diese Objekte sind nicht nur mit großen Amateurteleskopen erreichbar, auch Besitzer von kleinen und mittleren Geräten werden fündig. Zu jedem Objekt haben wir eine Aufsuchkarte über das Programm HNSKY erstellt, die speziell auf Peilsuchernutzer abgestellt ist. Weiterhin haben wir photografische Ergebnisse und visuelle Eindrücke (entspricht etwa dem Anblick mit 8" ) eingebunden.
Hierfür gilt Jens Hackmann und Torsten Lietz unser besonderer Dank, da wir Photografien der beiden verwenden dürfen.

NGC 869/884 - h&chi Persei
Sternbild Perseus Typ offene Sternhaufen
scheinbare Helligkeit 4,4 und 4,7 m Größe je ca. 29´
Photo Lage 2 : 20´ RA +57°10´Dek

NGC 869 und NGC 884 gehören zu den hellsten und schönsten offenen Sternhaufen am Himmel.

Sie werden meist zusammen genannt, da sie am Himmel nur etwa ein 3/4 Grad auseinander liegen, auch wenn Sie nicht räumlich zusammen gehören. Die Entfernungen betragen etwa 7000 (bei NGC 884) bis 7500 (bei NGC 869) Lichtjahre, was räumlichen Ausdehnungen von 60-65 Lj entspricht.

Beide Haufen sind zum Zentrum hin konzentriert und haben über 300 Mitglieder ( Trümpler I3r), hauptsächlich jüngerer Sterne.

H &Chi sind leicht im Winter in zenitnähe zu finden und schon unter Landhimmel mit bloßen Auge zu sehen, wenn man eine Verbindungslinie zwischen delta Cassiopeia und eta Perseus zieht. Eine Beobachtung ist jedoch das ganze Jahr über möglich, da die Sternhaufen zirkumpolar sind.

Bereits mit einem Feldstecher bietet sich ein schöner Anblick. Zahllose funkelnde Sterne - ein wahres Meer an Sternen - begeistert immer wieder. Ideal sind m.E. 6-8" Öffnung und Weitwinkelokulare bei Vergrößerungen bis maximal 60fach, je nach Gesichtsfeld.

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M 11 (NGC 6705) -Wildenten Haufen
Sternbild Scutum (Schild) Typ offener Sternhaufen
scheinbare Helligkeit 6,0 m Größe 14´
Photo Lage 18 : 51.1´ RA -06°16´ Dek

M11 ist ein sehr sternreicher und kompakter offener Sternhaufen im Sternbild Schild in rd. 6200 Lj. Entfernung.

Insgesamt zählt M11 rd. 3000 Mitglieder, wobei rd. 500 scheinbare Helligkeiten über 14 mag haben.
Nach Trümpler wird er mit I2r klassifiziert.

M11 ist ein älterer Sternhaufen. Hier gehen die Schätzungen weit auseinander und benennen das Alter mit 250 -500 Millionen Jahren.

Entdeckt wurde er von dem deutschen Astronom G.Kirch in Jahre 1681.

Man findet M11 im Sommer mittelhoch am Himmel stehend unterhalb des Sternbildes Adler, welches einfach zu identifizieren ist. Wenn die gedachte Linie delta zu lambda Aquila der große Zeiger ist, liegt M11 in Richtung 5 Uhr auf halber Länge. Ist alpha Scutum entdeckt, verbindet man diesen mit lambda Aquila und wird etwa in der Mitte fündig.

Die geringere Winkelausdehnung erfordert höhere Vergrößerungen, wie überhaupt der Sternreichtum mit größeren Teleskopen besser erkannt wird.

Seinen Beinamen "Wildentenhaufen" verdankt er den hellen Komponenten, die ein wenig an die V-förmige Formation von Zugvögeln erinnert.

 

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M 13 (NGC 6205)
Sternbild Herkules (Hercules) Typ Kugelsternhaufen
scheinbare Helligkeit 5,7 m Größe 16,6´
Photo Lage 16 : 41.7´ RA +36°28´ Dek

M13, der auch "der große Kugelsternhaufen im Herkules" genannt wird - es gibt mit M92 einen weiteren hellen KS im Herkules - ist für mich eines der schönsten Himmelsobjekte.

Entdeckt wurde er 1714 von Edmund Halley

Er besteht aus mehreren 100000 Sternen und leuchtet aus ca. 21000 Lichtjahren Entfernung.

Nach Shapley und Sawyer wird er der Klasse V zugeordnet, ist also schon recht stark konzentriert. Im Zentrum ist die Sterndichte etwa 500 mal höher als in der Umgebung unserer Sonne. Die tatsächliche Ausdehnung beträgt 140-150 Lj.

Der Kugelsternhaufen ist recht alt. Hier gehen die Schätzungen weit auseinander, wobei die neueren Daten um 14 Mrd. Jahre angeben.

Man findet M13 im Sommer hoch am Himmel, leicht rechts von einer gedachten Verbindungslinie von eta zu zeta Herkules auf etwa 1/3 des Weges.

Er ist bei besten Himmelsbedingungen mit bloßen Auge zu erkennen und erscheint als diffuses Fleckchen. Detaillierte Angaben dazu findet man in dem Artikel Fernrohransichten, da er mir hier als Beispiel diente.

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M20 (NGC 6514) - Der Trifid Nebel
Sternbild Schütze (Sagittarius) Typ Emissions- u. Reflektionsnebel
scheinbare Helligkeit 9,0 m Größe 28´
Photo Lage 18 : 02,6´RA -23°02´ Dek

Der Trifid Nebel ist ein schöner detailreicher Nebel, mit auffälliger Struktur.

Obwohl er nicht von Messier entdeckt wurde, nahm Messier ihn 1764 als Nr. 20 in seinen Katalog auf.

Als Enfernung findet man Angaben zwischen 5200 und 6700 Lichtjahren. Hauptquelle für das Leuchten des Nebels ist ein 3fach System sehr heißer Sterne.

M20 ist im Sommer in unseren Breiten nur horizontnah, aber dennoch gut zu beobachten. Hier lohnt sich er Einsatz von Nebelfiltern zur Kontraststeigerung.

Bereits mit einem Fernglas ist er zu sehen, wenngleich Details mit größerer Öffnung zunehmen, wobei man dennoch bei niedrigeren Vergrößerungen bleibt.

Fotografisch besticht er durch das Farbenspiel.

Zum Aufsuchen orientiert man sich an der Verbindungslinie von lambda zu my Sgr. Im rechten Winkel dazu in Richtung 3 Uhr und einer etwa halb so langen Strecke wird man fündig. Vorher passiert man M21 einen offenen Sternhaufen.

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M 27 (NGC 6853) - Der Hantelnebel
Sternbild Füchslein (Vulpecula) Typ Planetarischer Nebel
scheinbare Helligkeit 7,4 m Größe 8 x 5,7´
Photo Lage 19 : 59,8´ RA +22°44´ Dek
Der Hantelnebel ist sicher ein weiteres Paradeobjekt für den Deepsky-Beobachter.

Er wurde im Sommer 1764 von Charles Messier als erster seiner Klasse entdeckt. Einige weitere sollten folgen, u.a. der wohl bekannteste - M57, der später ebenfalls vorgestellt wird.

Vermutlich sehen wir M27 nur aus einer anderen Perspektive als den Ringnebel, auf dessen Pol wir vermutlich schauen. Hier bei M27 schauen wir auf den Äquator.

Seine Entfrenung wird mit rd. 1250 Lj angegeben. Ich habe allerdings auch stark abweichende Angaben gefunden.

Man findet M27 im Sommer hoch am Himmel stehend, m.E. am einfachsten über das kleine Sternbild Pfeil, auch wenn der Nebel, ob seiner Lage zum Sternbild Füchslein gehört. Ausgehend vom Pfeilschaft, der gedanklich auf 4 Uhr zeigt, erreicht man M27 in Richtung 12Uhr bei identischer Streckendistanz.

Beobachtet werden kann der Hantelnebel bereits mit kleinen Teleskopen bei mittleren Vergrößerungen. Größere Öffnungen offenbaren mehr und mehr die wahre Ausdehnung und Details, wie die Bögen am oberen und unteren Ende. Nebelfilter sind hier nützlich.
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M 31 (NGC 224) - Andromeda Galaxie
Sternbild Andromeda Typ Spiralgalaxie
scheinbare Helligkeit 4,8 m Größe 5,2 x 1,1 °
Photo Lage 0 : 43´ RA + 41°18´ Dek

M 31 - die berühmte Andromedagalaxie, unsere nächste, größere Nachbargalaxie, die zusammen mit ihren beiden Begleitern (M 32 und M 110, zwei helle elliptische Zwerggalaxien), unserer Galaxis und deren Begleitern, sowie M 33 und anderen die Lokale Gruppe bildet.

Entdeckt vom Persichen Astronom Al Sufi im Jahre 905, waren die frühen Astronomen lange im Umklaren, was sie hier sehen. Erst Edwin Hubble erkannte 1923 die wahre Natur dieses "Nebels". Inzwischen ist M31 sicher die am besten untersuchte Galaxie, in der auch zahlreiche Einzelobjekte erkannt und beobachtet wurden. Die Entfernung beträgt ca. 2,2 bis 2,4 Mio Lj., je nach dem welchen Bereich wir betrachten. Sie ist mehr als 1,5 mal so groß, wie die Milchstraße.

M31 ist zirkumpolar und kann das ganzer Jahr über beobachtet werden. Sie ist leicht über die Strecke beta zu my And in der Verlängerung zu finden.
Unter guten Bedingungen mit bloßen Auge zu sehen, kommt die schiere Größe gut in weitwinkligen Ferngläsern zum Vorschein. Zur Detailerkennung ist unbedingt dunkler Himmel erforderlich. Einzelobjekte, wie die vielen, inzwischen bekannten Kugelsternhaufen sind ab ca. 10" Öffnung erreichbar.
Meinen vis. Eindruck mit einem 20x90 FG habe ich als Zeichnung in der Galerie (Über uns) hinterlegt.

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M 42 (NGC 1976) - Der große Orion Nebel
Sternbild Orion Typ diffuser Nebel
scheinbare Helligkeit 4,0 Größe 1,1 x 1 °
Photo Lage 5 : 25,5´RA -5°23´ Dek

Aus ca. 1500 Lj. Entfernung erreicht uns das Licht des großen Orionnebels, dem hellsten diffusen Nebel am Himmel.

Tatsächlich ist es jedoch nur ein Teil einer riesigen Gas- und Staubwolke, die sich über große Teile des Sternbildes Orion erstreckt, katalogmäßig aber in viele verschiedene Einzelobjekte unterteilt ist. M42 selbst hat ca. 30 Lj. Durchmesser und ist ein sehr aktives Sternentstehungsgebiet, wie man inzwischen weiß. Das Hubbleteleskop hat sogar protoplanetare Scheiben entdeckt.

Messier nahm M42 und den nordöstlich gelegenen Nebel M43 1769 in seine Liste auf.

In den Wintermonaten ist der Orion auf mittlerer Höhe ob der 5 hellen Sterne leicht zu erkennen. M42 findet man unterhalb des Gürtels gemäß nebenstehender Abbildung.

Es ist ein lohnendes Objekt für alle Teleskopgrößen, auch das Fernglas. Geprägt von auffälligen Großstrukturen, die Eigennamen wie Flügel und Fischmaul haben, um nur Beispiele zu nennen, bietet M42 einen nuancenreichen Anblick. Nebelfilter verstärken den Eindruck, auch wenn man visuell nicht annähernd die wahre Pracht sieht, wie sie Profifotografien zeigen.
Unterhalb des Fischmauls, kann man junge, hell strahlende Sterne erkennen - das Trapez. Es ist ein Vielfachsystem mit ungeheurer Leuchtkraft.

Für mich ist es ein Pflichtobjekt in jeder Beobachtungsnacht während den kalten Monaten. Auch hiervon habe ich eine Zeichnung mit dem Fernglas gefertigt in der Galerie hinterlegt.

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M45 - Die Plejarden
Sternbild Stier Typ offener Sternhaufen
scheinbare Helligkeit 1,6 m Größe 1,7 °
Photo Lage 3 : 47´ RA +24°08´ Dek
Die Plejarden, ein offener Sternhaufen, der schon lange vor Christus bekannt war. Dies wird auch aus der Namensgebung deutlich, die aus der griechischen Mythologie abgeleitet ist.
Die 7 Töchter von Atlas und Pleione, die von Jäger Orion verfolgt, von Zeus an den Himmel versetzt wurde. Vermutlich wird deshalb im deutschen von Siebengestirn gesprochen, was im japanischen übrigens Subaru heißt und der Automarkte Name und Symbol gab.

M45 ist ein reicher Sternhaufen (Trümpler II3r), der vermutlich über 500 Mitgleider zählt. Das Alter wird je nach Quelle mit 80- 100 Mio Jahren angegeben. Die Distanz des Haufen wird mit 400 Lj. angegben.

An den helleren Komponenten ist vor allem fotografisch deutlich zu erkennen, das M45 in einen zarten Nebel eingehüllt ist, der ebenfalls wie viele Haufenmitglieder bläulich schimmert.

Ab dem Spätherbst sind die Plejarden mittelhoch am Himmel stehen zu finden. Aldebaran und die Hyarden, die nordöstlich des Orion stehen, weisen den Weg.

M45 ist für mich ein klassisches Fernglasobjekt. Niedrige Vergrößerungen und großes Gesichtsfeld werden gefordert, so zeigt dies OH seine ganze Pracht. Im 20x90 Fernglas ein prachtvolles Himmelsobjekt, wie hoffentlich aus meiner Zeichnung hervor geht.
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M 51 (NGC 5194) - Die Whirlpool-Galaxie
Sternbild Jagdhunde (Canis Venatici ) Typ Spiralgalxie SA(s)bc
scheinbare Helligkeit 8,1 m Größe 11 x 7´
Photo Lage 13 : 30 RA +47°10´ Dek

M51 - die Whirlpool-Galaxie ist eine helle, auch mit kleineren Geräten sichbare Galaxie.
Die Besonderheit dieses Objektes ist die erkennbare Wechselwirkung mit der Begleitgalaxie NGC 5195, die offensichtlich von der weit größeren M51 verissen wird.

Sie wurde von Messier 1773 entdeckt, der Begleiter 8Jahre später von seinem Freund Mechain.

Das M51 sehr leuchtkräftig sein muß, ergibt sich aus der guten Sichtbarkeit trotz ca. 35-37 Mio. Lj. Distanz.

Als weitere Besonderheit ist die Tatsache anzuführen, das M51 die erste bekannte Galaxie mit Spiralstruktur ist, wie Zeichnungen von Lord Rosse Mitte des 19. Jh zeigen.

Peilsuchernutzer finden M51 an einfachsten, wenn man sich ausgehend von der Verbindungslinie Mizar/Alcor - Eta Uma (entspr. 12 Uhr) in Richtung 3 Uhr bewegt.

Dunkler Himmel frei von Lichtverschmutzung ist für eine erfolgreiche Beobachtung unerläßlich. Dann sind mit 6"- 8" Öffnung die Spiralarme , wenn auch schwach erkennbar.
Bei weniger optimalen Bedingungen bedarf es hierzu weit größeren Teleskopöffnungen.

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M 57 (NGC 6720) - Der Ringnebel
Sternbild Leier (Lyra) Typ Planetarischer Nebel
scheinbare Helligkeit 9,0 m Größe 3 x 2,4´
Photo Lage 18 : 53,8´ RA +33°02´ Dek
M57 - der berühmte Ringnebel ist unser letzter, hier vorgestellter Klassiker.

Es ist ein weiterer Vertreter der planetarischen Nebel und wie der Hantelnebel im Sommer gut zu beobachten.
Hoch am Himmel, fast in Zenitnähe stehend, ist er im Sternbild Leier mit der hellen Wega leicht zu finden. Auf der unteren gedachten Verbindungslinie der 4 Rautensterne, liegt er etwas außerhalb und unterhalb der Mitte.

Entdeckt wurde er 1779 von Darquier und soll scih in etwa 4100 Lj. Distanz befinden.

Ab ca. 50 fache Vergrößerung wird die Form zusehends besser erkennbar. M57 erinnert in seiner Ansicht sehr stark an einen Rauchkringel. Während wir den Hantelnebel wohl seitlich sehen, schauen wir hier vermutlich genau auf den Pol des Nebels.

Aufgrund der Helligkeit ist er auch mit kleinen Teleskopen, wie z.B. dem LIDL Refraktor gut zu beobachten. Nebelfilter, auch bei dieser Teleskopgröße, sind gewinnbringend.
Besitzer sehr großer Teleskope können Jagd auf den Zentralstern machen. Mir ist es mit dem 12,5" Dobson bisher allerdings nicht gelungen.


Das waren sie - unsere Deepskyklassiker. Wir hoffen Ihr könnt unsere Auswahl teilen und diesen Artikel für die eigenen Beobachtungen verwenden. Viel Erfolg und beste Bedingungen wünscht Armin.

© 2/2005 Antares
© Photo h&Chi Perseus - Torsten Lietz
© übrige Photos - Jens Hackmann