Beobachtungsziel Deepsky

Vorwort

Was ist Deep Sky und was brauche ich zur Beobachtung? Mit diesen Fragen setzt sich dieser Artikel auseinander.
Oft wird in der Astronomie zwischen Mond und Planeten einerseits und Deepsky andererseits als Beobachtungsziel unterschieden. Dies gilt insbesondere, wenn es um Beobachtung an sich und die Geräteeignung geht.

Doch was ist Deepsky eigentlich genau?

Prinzipiell meint man damit die Himmelobjekte, welche außerhalb des Sonnensystems liegen.
Das ist jedoch, wie wir noch sehen werden, eine sehr allgemeine Definition, die für den Astronomen eigentlich genauer unterteilt werden muß. Warum? Weil so eine Vielzahl von Objekten (Klassen) zusammen gefaßt wird, die man im Hinblick auf die Beobachtung und die dafür geeigneten Geräte unterscheiden muß.
So finden sich offene Sternhaufen, Kugelsternhaufen, planetarische Nebel, Gasnebel und Galaxien als Objektgruppen in diesem Sammelbegriff wieder. Die größten von ihnen haben Eigennamen. Oft findet man aber nur Katalognummern aus unterschiedlichen Himmelsdurchmusterungen, wie z. Bsp. M13, NGC891, IC 2319 u.a.

Per PC habe ich von jeder Objektklasse fiktive, simulierte mögliche Anblicke generiert. Diese habe ich jeweils am Ende eingebaut. Sie sollen einen grundsätzlichen Eindruck davon vermitteln, wie dieser Objekttyp im Teleskop aussehen könnte. Ich hoffe es gefällt.

Offene Sternhaufen (OH)

OH sind Ansammlungen von Sternen mit tendenziell geringer Konzentration zum Zentrum hin. Meist verteilen sich die Mitglieder auf ein größeres Areal am Himmel. Anders als beim Kugelsternhaufen sind OH eher nicht symetrisch angeordnet.
Einige OH sind bei ordentlichen Bedingungen mit bloßem Auge zusehen, wie z.B. Plejarden, Hyarden, Praeseppe und h&Chi Perseus.
OH werden nach Konzentration und Mitgliederanzahl klassifiziert, eine Einteilung, die dem Astronom Trümpler zugeschrieben wird. I entspricht starker, IV schwächster Konzentration, wobei im letztgenannten Fall eher von einer losen bis scheinbar zufälligen Ansammlung gesprochen wird.
Die arabischen Ziffern 1-3 geben an, wie einheitlich die Mitglieder hinsichtlich der Leuchtkraft sind, wobei 1 einheitliche Sterne und 3 sehr unterschiedliche Mitglieder meint.
Die Gesamtzahl der Mitglieder wird mit Buchstaben beschrieben. P = poor, bedeutet arm und meint unter 50, m = mäßig und damit zwischen 50 und 100, während r = rich OH mit mehr als 100 Mitgliedern kennzeichnet. So kommen die Plejaden beispielsweise auf die Klassifizierung II3r.

Die große räumliche Ausdehnung dieser Objekte macht meist große Gesichtsfelder bei der Beobachtung erforderlich. Insofern sind für diese Objekte schnellere Öffnungsverhältnisse, kurze Brennweiten und Weitwinkelokulare gefragt, wobei dies nicht zwingend mit großer Öffnung einher gehen muß. Öfter sind Ferngläser die besseren Geräte für diese Objektklasse, da man tendenziell im niedrigeren Vergrößerungsbereich beobachtet.
Unterhalb von 1000mm Brennweite sind dennoch viele OH auch mit Teleskopen, die nur über einen 1,25" Auszug verfügen gut und schön bei kleinster Vergrößerung zu beobachten, weil das maximal mögliche Gesichtsfeld noch ausreicht. Dennoch würde ich, wenn möglich 2" OAZ vorziehen, weil der Gesamteindruck wesentlich schöner ist.

Objekte: M7, M11, M34, M35, M36, M37, M38, M44, M45, NGC 869 & 884 z.B.

Geeignete Geräte:
Fernglas z.B. 10x50, 15x70 oder 20x80
Teleskope bis 1000mm Brennweite mit 1,25 OAZ. Über 1000mm Brennweite 2" OAZ, Öffnung ab 3"
Okulare mit eher größerem Gesichtsfeld
Vergrößerung: Eher im Bereich Übersichtsvergrößerung, ggf. etwas mehr
So könnten OH aussehen.

Kugelsternhaufen (KS)

KS sind Sternansammlungen mit hoher Konzentration zum Zentrum hin. Die Mitglieder sind kugelförmig angeordnet, wobei das Zentrum so dicht konzentriert ist, das diese Objekte im Zentrum oft milchig, verwaschen erscheinen. Die räumliche, scheinbare Ausdehnung am Himmel ist eher gering.
Mit bloßen Auge sind nur unter allerbesten Bedingungen die hellsten KS gerade noch erkennbar.
KS werden nach den Astronomen Shapley und Sawyer nach deren Konzentration zum Zentrum hin eingeteilt.
Es gibt 12 Klassen, wobei die erste Klasse, die stärkste Konzentration meint. Die Beschreibung erfolgt anhand römischer Ziffern, wobei die meisten KS zwischen Klasse IV und IX eingeordnet sind.

Die geringe Ausdehnung am Himmel (optisch betrachtet) und die hohe Konzentration der Sterne stellt bestimmte Anforderungen an das Teleskop. Es muß möglichst hoch vergrößert werden und das Fernrohr sollte ein möglichst hohes Auflösungsvermögen haben. Sinnvolle maximale Vergrößerung und Auflösungsvermögen hängen vor der Größe der Primäroptik ab. Kleine Optiken sind daher weniger leistungsfähig.
Mit 100mm Öffnung ist bei 100fach das maximale theoretische Auflösungsvermögen des Teleskops erreicht, welches für KS allerdings noch zu gering ist um sie aufzulösen. 6-8" Öffnung sollten es schon sein (siehe Artikel FERNROHRANSICHTEN) um genug Auflösungsvermögen zu haben. Vielleicht auch deshalb, wird immer wieder gerne propagiert, das Deepsky erst bei 8" anfängt. In Kombination mit Weitwinkelokularen kommt so der KS bei höheren Vergrößerungen voll zur Geltung.

Objekte: M3, M5, M13, M92, M107 z.B.

Geeignete Geräte:
Einsteiger ab 3" Öffnung, vorzugsweise mehr, Brennweiten ab 6-700 mm aufwärts
Ambitioniert ab 8"
Okulare mit größerem Gesichtsfeld
Vergrößerung: Austrittspupille 1,5 - 0,8mm ( Bsp.: Öffnung 200mm => Vergrößerung 133 - 250 )
So könnten KS aussehen.

Planetarische Nebel (PN)

PN sind leuchtende Gasnebel, die ihren Namen dem Anblick im Teleskop verdanken. Sie sind i.d.R. regelmäßig geformt und erscheinen bei kleinen Vergrößerungen wie ein kleines Planetenscheibchen im Fernrohr. Die maximale Winkelausdehnung der größten PN beträgt etwa 15 Bogenminuten, oft sind sie jedoch viel kleiner.
PN bestehen aus expandierenden Gashüllen die aufgrund der Strahlung des Zentralsterns zum leuchten angeregt werden. Im Spektrum treten besonders die "Nebellinien" auf. Das sind ionisierter Sauerstoff, und Stickstoff sowie Wasserstoff und Helium.

Aufgrund der Winkelausdehnung und der Helligkeit der meisten PN ist auch hier Auflösungsvermögen und Öffnung gefragt, wenngleich es durchaus lohnende Objekte für kleinere Fernrohre gibt. Der Ringnebel (M57) in der Leier ist sicher am bekanntesten und auch mit 70mm Teleskopen schon schön zu erkennen. Oft erscheinen diese Objekte jedoch punktförmig bei kleinen Vergrößerungen - eine Tatsache, die immer wieder dafür sorgt, das man den PN nicht als solchen erkennt. Hier hilft nur mit höherer Vergrößerung zu suchen bzw. mit höherer Vergrößerung zu prüfen, ob man an der richtigen Stelle ist. Überhaupt geht man mit der Vergrößerung eher höher um PN zu beobachten.
Zur Beobachtung werden für diese Objekte gerne UHC oder OIII Filter eingesetzt, da diese das Licht der "Nebellinien" durchlassen und andere Wellenlängen abschwächen bzw. blockieren. Dadurch tritt die Form des Nebels deutlicher hervor - der Kontrast wird so angehoben.

Objekte: M27, M57, M76, M97 z.B.

Geeignete Geräte:
Einsteiger ab 3 " Öffnung sind helle PN möglich, besser 4-6"
Anbitioniert 8"
Okulare mit normalem Gesichtsfeld, gerätebedingt ggf. Weitwinkelokulare
Nebelfilter
Vergrößerung: Austrittspupille 1,5mm und weniger
So könnten PN aussehen. Ohne Nebelfilter z.T. wesentlich schwächer.

Gasnebel (GN) oder Emissionsnebel

GN sind letztlich nichts anderes als interstellare Gaswolken, die aufgrund der Strahlung eines Sterns oder mehrerer Umgebungssterne zum leuchten angeregt werden. Überwiegend bestehen sie aus Wasserstoff in verschiedenen Zuständen.
HII - Gebiete sind visuell sichtbar da sie in diesem Spektralbereich leuchten. HI-Regionen leuchten im visuellen Spektrum nicht. Je nach Dichte und Leuchtkraft erscheinen die GN teilweise als helle leuchtende Gas- oder Emissionsnebel. Das Spektrum wird dominiert von Wasserstoff, Helium, sowie ionisiertem Sauerstoff und Stickstoff bzw. deren Emissionslinien.
Eine besondere Nebelform sind Dunkelnebel. Hierbei handelt es sich letztlich um nicht leuchtende Materie, die das dahinter liegende Licht blockiert und sich so vor der Umgebung abzeichnet.

Ähnlich den PN ist hier oft Öffnung also Lichtstärke gefragt, wobei dies hier insgesamt noch wichtiger erscheint, auch wenn es teilweise sehr helle GN gibt. Die Dimensionen der GN sind unterschiedlich, wobei tendenziell eher große Gesichtsfelder und kleinere Vergrößerungen benötigt werden. Der bekannteste GN, dürfte der große Orionnebel (M42) sein. Dieser ist bereits unter gutem Himmel mit kleinsten Teleskopen schön zu sehen und immer eine Beobachtung wert.
Auch hier lohnt die Verwendung von Kontrast steigernden Filtern wie bei den PN.

Objekte: M8, M17, M20, M42 z.B.

Geeignete Geräte:
Einsteiger ab 4"
Ambitioniert 8"
Okulare vorzugsweise ab 60 Grad aufwärts für die großen, hellen GN
Nebelfilter
Vergrößerung: AP 7 - 3mm
So könnten GN aussehen. Ohne Nebelfilter mitunter viel schwächer.

Galaxien (GX)

GX sind sicher die bekanntesten DS Objekte. GX ist letztlich ein Sammelbegriff für eine Ansammlung von vielen Sonnen, die ein gemeinsames Zentrum haben und sich als gravitativ gebundenes Gesamtobjekt durch das Weltall bewegen. Nach heutigem Stand befindet in den Galaxiezentren ein schwarzes Loch.
GX bilden zusammen mit weiteren GX sogn. Gruppen, diese wiederum Galaxienhaufen, die sich ihrerseits wieder zu noch größeren Einheiten zusammenfassen lassen.
Die Milchstraße - unsere Heimatgalaxie - ist sicher jedem bekannt, ebenso wie unsere große Nachbargalaxie, die Andromedagalaxie (M31).
Galaxien werden visuell nach der Form und dem Anblick unterteilt. Diese Klassifizierung geht auf Edwin Hubble, dem Namespaten des Weltraumteleskops zurück.
Es gibt Ellipsen mit den Bezeichnungen E0-E9, wobei E0 quasi rund ist und Spiralgalaxien, die sich ihrerseits wiederum unterteilen in Spiralen (S) und Balkenspiralen (SB). Jede Spiralform unterteilt sich wiederum nach der Art der Arme bzw. deren Windung, was mit kleinen Buchstaben gekennzeichnet wird. Daneben gibt es noch irreguläre GX (Ir). Von den beobachtbaren Galaxien sind rd. 2/3 Spiralgalaxien. Etwa 20% entfallen auf die Ellipsen und der Rest auf Sonderformen.
Hinsichtlich des Anblicks wird von Kanten- oder Edgeon-Galaxien gesprochen, je nach dem ob man sie seitlich sieht oder quasi von oben/unten auf die GX schaut.

Trotz ihrer Größe und den gewaltigen Leuchtkräften sind Galaxien ob ihrer Entfernung tendenziell für uns schwer zu beobachten. Ausnahmen sind neben Andromeda (M31), M81 und M82 z.B. Andromeda ist dank Ihrer Nähe und Größe unter guten Bedingungen mit bloßem Auge zu erkennen und hat gewaltige Dimensionen am Himmel. Das ist aber die Ausnahme. Meist wird man mit kleinen Öffnungen nichts oder nur ein Hauch eines leichten grauen Bandes sehen, so das man getrost sagen kann, das es hier wie bei keinem anderen DS-Objekt auf Öffnung ankommt. Nur wenn genug Licht gesammelt wird hat man Chancen auf Sichtung oder auf Details bei hellen GX. Dies ist m. E. ab 8" der Fall, wobei auch in der Größenordnung viele GX eben nur sichtbar sind.
Wer speziell Galaxien "jagen" will, wird noch mehr Lichtsammelleistung wollen.

Objekte: M31, M33, M51, M63, M64, M81 & 82, M101 z.B.

Geeignete Geräte:
Einsteiger ab 4", besser 6"
Ambitioniert ab 8" besser 10"

GX-Jäger 12-14" aufwärts
Okulare, teleskopbedingt Weitwinkel ab 60 Grad aufwärts
Vergrößerung: AP 4 - 2,5mm
So könnten GX aussehen. (Je 3 pro Bild!)

Schlußwort

Wie man sieht, ist DS nicht einfach DS, sondern im Grunde nur ein grober Sammelbegriff. Je nach Beobachtungsneigung werden unterschiedliche Teleskope benötigt, wobei man etwas pauschalisierend sicher sagen kann, das man mit 8" Öffnung, kurzer Brennweite, Weitwinkelokularen und Nebelfiltern für alle Disziplinen recht gut gerüstet ist. Da einige 1000 Objekte so erreichbar sind, kann der 8" ein lebenslanger Begleiter sein. Als Ergänzung kann man hierzu noch ein weitwinkeliges Fernglas anschaffen, da Objekte mit ganz großer Ausdehnung so oftmals schöner anzusehen sind.

Dies heißt nicht, wie sich auch aus dem Text ergibt, das unter 8" keine Deepsky-Beobachtungen möglich sind! Die Ergebnisse sind einfach nur andere und die Herausforderung das Objekt überhaupt zu sehen steigt. Dennoch kann man auch so viel Spaß bei der Beobachtung von DS-Objekten haben. Man muß die Erwartungen allerdings anpassen.
Das gilt auch oder besonders, wenn der Himmel nicht dunkel genug ist.
Ein wirklich dunkler Himmel ist Grundvoraussetzung für gewinnbringende DS-Beobachtung und m.E. mindestens so wichtig, wie das Teleskop selbst, wie die Grenzgrößentabelle deutlich zeigt.

Einige Ausnahmeobjekte ausgeklammert, würde ich dem DS-Interessierten Einsteiger einen Einstieg nicht unter einem 114/900 Newton oder vergleichbar empfehlen. Wer großflächige Objekte mag, kann auch ein Fernglas (bitte mit Stativ) nehmen. Wer etwas mehr Geld erübrigen will oder ambitionierter ist, wird, ob der Preisentwicklung für Teleskope aus Fernost, mit einem 8" Dobson viel Spaß haben, sofern man nur beobachten will.
Sollte irgendwann Astrofotografie angestrebt werden, läßt sich der 8" auch parallaktisch montieren und mobil betreiben. Jedes Zoll mehr Öffnung wird man später bei der Montierungsanschaffung teuer bezahlen müssen und der Transportaufwand steigt überproportional.
A propos DS-Fotografie - ein schöner Teilbereich der Astronomie, aber m.E. nur nach einiger Erfahrung wirklich vernünftig zu betreiben, wie überhaupt Erfahrung in diesem Hobby sehr viel ausmacht.

Unsere Lieblingsobjekte findet Ihr im Artikel Deepsky-Klassiker.

Allzeit clear skies bei bester Transparenz und bestem Seeing wünscht Armin
© 12/2004 Armin