Was sehe ich wie im Fernrohr?
Vorwort
Angeregt von einer Diskussion im Forum bei Astronomie soll dieser Beitrag einen visuellen Eindruck dessen geben, was man mit verschiedenen Fernrohren sieht. Als Objekt habe ich einen Klassiker, M13 in Herkules, einen der hellsten und schönsten Kugelsternhaufen am Nordhimmel, ausgewählt. U.a. auch, weil es in der Diskussion genau um dieses Objekt ging.

Bedanken möchte ich mich bei Jens Hackmann (Kopfgeist), der mir ein von ihm fotografiertes Bild dieses Kugelsternhaufens hierfür zur Verfügung gestellt hat.

Auf dieser Basis habe ich mittels Bildverarbeitung versucht entsprechende visuelle Eindrücke von M13 - im Bezug auf das Auflösungsvermögen je nach Teleskop - zu erstellen, wie man sie hier in Deutschland unter normalen Bedingungen erreichen kann bzw. eigene Eindrücke verarbeitet.
Dem Anblick im Teleskop am nächsten kommt die Betrachtung der Bilder aus ca. 1m Entfernung, wobei die Größen nicht Maßstabsgerecht sind. Maßstabsgerechte Ansichten von Saturn habe ich im Artikel Vergrösserung dargestellt, auch um einen Eindruck der tatsächlichen Größe zu vermitteln.

Ich hoffe die Bilder und Beschreibungen gefallen und machen die Unterschiede anschaulich um so zu verdeutlichen, was den Beobachter mit welchem Gerät etwa erwartet. Realistischer wird es wenn man eine Papierröhre macht und aus ca. 1 m Entfernung durchsieht.

Unter sehr guten Bedingungen ist M13, z.B. in den Alpen, mit bloßem Auge schwach als Nebelfleckchen zu erkennen. An einem normalen Himmel in Deutschland ist man dagegen chancenlos.

Bilder

Dieser Anblick entspricht etwa dem eines 10x50 Fernglases, ein Gerät mit dem man durchaus den Himmel erkunden kann, wenn man größere Areale überblicken will. Für einen Kugelsternhaufen ist es weniger geeignet.
Mit einem LIDL-Teleskop oder vergleichbaren Kaufhausrefraktoren mit ca. 70mm Öffnung bietet sich etwa dieser Anblick bei Vergrößerungen im Bereich 50-70fach. Das Zentrum ist hier etwas zu hell dargestellt.
Mit einem 114/900 Newton ist der Sternhaufen wesentlich heller als im 70mm Teleskop.
Es tauchen erste Einzelsterne, teilweise deutlich erkennbar, teilweise mit indirektem Sehen auf. Dies gilt ausschließlich für Randsterne. Das Zentrum ist weiterhin ein diffuser Fleck. Vergrößerungen im Bereich 80-110 fach sind einsetzbar.
Ein 6" Newton bietet eine weitere Steigerung. Neben deutlich erkennbaren Randsternen wird das Zentrum teilweise bereits in Einzelsterne aufgelöst. Dennoch bleibt ein deutlicher Teil diffus oder verwaschen. Die Kugelform dieses Sternhaufens ist deutlich zu erkennen.
Als Vergrößerung würde ich mit diesem Gerät zwischen 120 und 160 wählen.
8" Newton - für viele das Tor zur Deep-Sky-Beobachtung eröffnet eine weitere deutliche Steigerung gegenüber 6" ob der Lichtsammelleistung. Das Zentrum ist quasi aufgelöst in viele Tausend Einzelsterne. Innerhalb des Zentrums erscheinen weitere Strukturen - ein phantastischer Anblick von dem ich nicht genug bekommen kann. Als Vergrößerung kann man hier 160 bis etwa 220 fach einsetzen. Unter super Bedingungen manchmal sogar etwas mehr.
Mit einem 10" Newton, der ob des Preises inzwischen für viele erschwinglich ist sieht man noch mehr Einzelsterne und hat etwas mehr Auflösung im Zentrum. Die Randbereiche sind an manchen Stellen schon kompakteren offenen Sternhaufen gleich. 200-250 fach sind nach meinen Erfahrungen ideal. Im Einzelfall kann man sich vorsichtig der 300er-Grenze nähern.

(C) 10/2004 Antares, (c) Bild by Jens Hackmann