Teleskope
und Ferngläser sammeln Licht und vergrößern. Besonders
die Sammelleistung ist für astronomische Beobachtungen wichtig,
da man hier im Grenzbereich des Sichtbaren agiert. Sehr oft wird
m. E. zu viel Augenmerk auf Vergrößerung gelegt, vielleicht
weil man sich dies aus Tagbebachtungen besser vorstellen kann
und Lichtsammelleistung am Tag unerheblich ist. Dies gilt auch
in der Werbung einiger Teleskopanbieter, die aberwitzige Vergrößerungen
für ihre Teleskope nennen um Ihr Produkt hervorzuheben!
Vergrößerung bedeutet tatsächlich aber nur Vergrößerung
der Winkelausdehnung des Beobachtungsobjektes.
Da Sterne am Himmel aber nur geringste Winkelausdehnungen haben,
bleiben Sie auch bei 1000facher Vergrößerung nichts
anderes als Punkte. Das Auflösungsvermögen unserer Augen
und Teleskope ist viel zu begrenzt um den Stern als Fläche
wahrzunehmen. Selbst modernsten Großteleskopen oder dem
Weltraumteleskop Hubble ist es nur in ganz wenigen Einzelfällen
möglich Sterne als Fläche abzubilden. Eine
Tatsache die, wie ich finde, schön verdeutlicht, warum Vergrößerung
nicht das Maß der Dinge beim Amateurteleskop sein kann,
sondern die Lichtsammelleistung wesentlicher Punkt ist, denn entscheidet
sich hier, ob man das Objekt überhaupt sieht oder ob es dem
Auge verborgen bleibt.
Etwas anders liegt der Fall, wenn man Mond, Planeten oder ausgedehnte
Deep-Sky-Objekte beobachtet, die eine ausreichende Winkelausdehnung
haben, um Sie als Fläche zu sehen.
Optik
Berechnungen
Öffnungsverhältnis
Durchmesser
der Öffnung/Spiegel : Teleskopbrennweite
Vergrößerung
Teleskopbrennweite
: Okularbrennweite
Austrittspupille
Okularbrennweite
x Öffnungsverhältnis ( Angabe 1/x)
Lichtsammelleistung
Vergleich
der Flächen z. B. der Pupille mit der Teleskopöffnung
Auflösung
(theoretisch)
114" / Teleskopöffnung in mm
wahres
Gesichtsfeld des Okulars
2*Arctan
(0,5*Okularfeldblende/Brennweite Teleskop) ggf. muß
hier noch die Umrechnung in Bogenmaß erfolgen und der
Term mit 180/pi multipliziert werden.
Näherungsweise
kann man auch das scheinbare Okulargesichtsfeld durch die
Vergrößerung teilen. Dies Führt aber zu tendenziell
zu großen Werten.
Erläuterungen
Das
Öffnungsverhältnis bestimmt im Wesentlichen die Verwendungsmöglichkeiten
des Teleskops. Kleine Öffnungsverhältnisse (z.B. f/12)
können keine Richfield-Beobachtungen mit Standartokularen ermöglichen.
Sie bieten sich zu Beobachtung von hellen Objekten wie Sonne, Mond
und Planeten an. Große Öffnungsverhältnisse sind
eher umgekehrt geeignet. Darüber hinaus hat das Öffnungsverhältnis
eine erhebliche Bedeutung bei der Fotografie, da hiervon die Belichtungszeiten
abhängen.
Wie
bereits eingangs geschrieben, macht Vergrößerung hauptsächlich
Sinn bei zu beobachtenden Flächen, weil die Winkelausdehnung
des Objektes größer wird. So wird dann aus einem mit
bloßem Auge leicht flächigem aber detaillosem Saturn,
der Ringplanet mit deutlicher Trennung zwischen Ring und Kugel.
Und das schon ab ca. 30facher Vergrößerung. Mit zunehmender
sinnvoller Vergrößerung sind weitere Details erkennbar
(siehe Artikel Vergrößerung
).
Die
Austrittpupille gibt Aufschluß auf die einsetzbaren Vergrößerungen.
AP jenseits der Pupillenöffnung des eigenen, adaptierten Auges
machen keinen Sinn. 10mm AP am Teleskop passen nun mal nicht in
7mm tatsächliche Pupillenöffnung.
AP unterhalb von 0,65 mm bringen keinen weiteren Detailgewinn, da
das maximale Auflösungsvermögen so i.d.R. erreicht wird.
Dennoch halte ich die Verwendung von AP darunter mitunter für
gewinnbringend, was das persönliche Empfinden betrifft. Einfach
deshalb, weil das Objekt und damit auch Details größer
wahrgenommen wird. Gerade bei kleinen Teleskopen mit geringer Öffnung
setze ich auch mal AP von 0,4 - 0,5 mm ein, weil es mir angenehmer
erscheint. Zu kleine AP sind in der Regel dann wieder einhergehend
mit einer schwächeren Abbildungsleistung (Bild wird "weicher").
Die
Lichtsammelleistung wird von der Fläche des Lichtsammlers am
Teleskop primär bestimmt. Das ist der Hauptspiegel oder das
Objektiv. Da ein Teleskop das gesammelte Licht bündelt und
im Brennpunkt ( bzw. Brennebene ) vereinigt und wir diesen mittels
Okular beobachten, wird klar, warum wir mit Teleskop mehr zu sehen
ist.
Die Okularbrennweite entspricht dann dem Abstand aus dem wir das
Bild betrachten.
Die
Auflösung bestimmt die Größe ( Winkelausdehnung
) noch wahrnehmbarer Details und ist abhängig von der Teleskopöffnung.
Dieser Zusammenhang erklärt dann auch, warum zumindest in der
Theorie, ein 8" Gerät, auch wenn es sich um einen hoch
obstruierten schnellen Newton handelt, einem 4" Refraktor am
Planeten überlegen ist. Das man in der Praxis mitunter zu anderen
Ergebnissen kommt, liegt ausschließlich an weiteren, ebenfalls
für die Beobachtung wichtigen Faktoren.
Selten
haben Astronomen extremste Kontraste in den Beobachtungsobjekten.
Quasi nur am Mond, der mit Licht und Schatten aufwartet und das
besonders in der Nähe des Terminators. Ein Sachverhalt, der
deutlich macht, warum bei Vollmond oft weniger Details erkennbar
sind.
Meist haben wir es in der Astronomie mit schwachen Kontrasten zu
tun, so das die Kontrastleistung des Teleskops wesentlich für
den Erfolg ist. Dies gilt nicht nur bei der Planetenbobachtung.
Auch bei Deep Sky ist dies ein sehr wichtiger Faktor, sollen sich
z. B. schwache Nebelfilamente vom Himmelshintergrund abheben, und
wenn möglich, Details preisgeben.
Die Kontrastleistung des Teleskops ist von vielen Faktoren abhängig.
Genauigkeit der Optischen Elemente, Innenschwärzung und ggf.
Blendenanordnung im Innenren des Tubus, sind für alle Teleskope
relevant. Mancher Bautyp hat zusätzlich noch einen Fangspiegel
der Obstruktion verursacht, was sich unmittelbar auf die Kontrastleistung
auswirkt.
Zumeist
wird die Obstruktion (Mittenabschattung) als prozentuales Verhältnis
der Durchmesser von Primäröffnung und dem Fangspiegel
angegeben (z.B. 200mm Öffnung(HS) und 50mm Fangspiegel ergibt
25% lineare Obstruktion). Die theoretische Kontrastleistung eines
Teleskops mit Obstruktion ist identisch mit einem nicht obstruierten
Teleskop mit entsprechend kleinerem Durchmesser. Voraussetzung ist
gleiche Qualität beider Optiken. Zur Ermittlung der Lichtsammelleistung
hingegen sind die Flächen zu ermitteln und zu subtrahieren.
Okulargesichtsfelder.
Hier gibt es 2 verschiedene Angaben, das scheinbare und das wahre
GF. Das scheinbare GF beschreibt das Sehfeld des Okulars, also den
Sehwinkel. Das wahre GF hingegen die Größe des betrachteten
Himmelsareals. Beide Angaben hängen voneinander ab.
Optische
Leistung
Die
Leistung von Optiken kann man messen - zumindest technisch.
Wichtig zur Beurteilung ist die Maßeinheit, aber auch die
Darstellungsform, da es hier unterschiedliche Möglichkeiten
gibt, die unterschiedliche Aussagen beinhalten.
Als
Maß dient die Länge einer Lichtwelle, idealer weise mit
der Länge, die das Auge am besten wahrnimmt.
Das ist Licht einer Wellenlänge von ca. 560 nm (Nanometer)
bzw. 560 millionstel Millimeter. Mitunter werden die Messungen auch
bei 632nm vorgenommen, was ein um rd. 13% besseres Ergebnis zur
Folge hat. Hierauf sollte man bei vorgelegten Meßprotokollen
achten.
Das Ergebnis wird meist als Bruch in Verbindung mit dem griechischen
Buchstaben Lambda angegeben.
Die
Bildgenauigkeit wird als "wavefront-error" bezeichnet
und bezieht sich meist auf das Bildergebnis, das ein Gesamtsystem
liefert. Die Oberflächengenauigkeit bezeichnet i.d.R. eine
Einzelkomponente. Es ist wichtig bei den folgenden Angaben (PV u.
rms) zu wissen ob die Angabe für die Wellenfront oder die Fläche
gilt. Angaben zur Fläche sind immer doppelt so klein, d.h.
Lambda 1/8 Wellenfront entspricht lambda 1/16 Fläche.
In diesem Zusammenhang wird auch oft von beugungsbegrenzt gesprochen,
eine Qualitätsangabe, die ¼ lambda Wellenfront entspricht.
PV
(Peak to Valley) gibt die Abweichung von der Idealform des Spiegels
oder der Linse an ( Berg und Tal ) . Es ist eine Angabe der Extremwerte
und sagt nicht wirklich viel über die gesamte Genauigkeit des
jeweiligen Teleskopteils (i.d.R. der Lichtsammler) aus.
RMS (Root Mean Square) RMS bezeichnet die Durchschnittliche Abweichung
von der Idealform der das Licht sammelnden Optik.
Angaben zur Oberflächengenauigkeit in Sinne von Rauhigkeit
sind nicht immer zu finden, aber sehr wichtig für die Kontrastleistung
des Teleskops, da eine raue Oberfläche stärkere Lichtstreuungen
verursacht als eine Glatte. So kann trotz geringem PV und rms ein
sehr rauher Lichtsammler nicht ideal sein, weil er zu viel Streulicht
verursacht. Man bedenke, das Ziel der Lichtsammler - möglichst
alles einfallende Licht in einem Punkt zu vereinigen. Abweichungen
von der Idealform bedeuten zwangsläufig andere Brechungs- oder
Reflektionswinkel, so daß das dort einfallende Licht letztlich
nicht im Sammelpunkt ankommt.
Im Zusammenhang mit optischen Tests wird man meist noch auf Strehl-Wert
bzw. Definitionshelligkeit stoßen. Dieser Wert weist den Anteil
des Lichtes aus für die Beobachtung im Beugungsscheibchen zur
Verfügung steht.
Ein perfektes Teleskop hätte Strehl 1, eine ordentliche Optik
kommt auf 0,8.
Weitere Faktoren für Astronomische Beobachtung
Die
Atmosphäre verursacht mitunter Bildverschlechterungen. Transparenz
und Seeing sind hier zu nennen. Diese Effekte kann man anhand der
Bortle- oder Pickeringscala quantifizieren. Links zu den Scalen
befinden sich im Wissensspeicher.
Transparenz oder Durchsicht hängt mit Wasserdampf in der Atmosphäre
und Luftverschmutzung zusammen, die das Licht blockieren oder abschwächen.
Seeing
hingegen bezeichnet im Allgemeinen die Luftunruhe. Mangelhaftes
Seeing entsteht durch unruhige Luftschichten und hat den Effekt,
daß das Bild verzerrt und deformiert wird. Man könnte
auch verschmiert sagen, da das Beobachtungsobjekt scheinbar minimalste
Positionsänderungen erfährt. Der Effekt macht sich höherer
Vergrößerung und mit größerer Öffnung
stärker bemerkbar, weil das Auflösungsvermögen des
Teleskops steigt. Sind die "scheinbaren Objektbewegungen"
unterhalb des Auflösungsvermögens des Teleskops, bemerken
wir dies nicht. Dies ist i.d.R. bei kleinen Öffnungen der Fall.
Bereits mit 8" Öffnung hat man ein so hohes Auflösungsvermögen,
das nicht selten das Seeing die an diesem Abend möglichen sinnvollen
Vergrößerungen begrenzt. Höhere Vergrößerungen
liefern dann ein verwaschenes detailloses Bild.
Seeing-Effekte entstehen auch durch die Körperwärme, beheizte
Häuser oder Dächer und im Sommer durch das Aufstellen
des Teleskops auf dem aufgeheizten Asphalt. Auch zu geringer Luftaustausch
und damit Anpassung an die Umgebungstemperatur führen innerhalb
des Teleskops zu den gleichen Effekten.
Der
Auswahl des Beobachtungsplatzes kommt besondere Bedeutung zu. Zum
einen sollten dort nichtatmosphärische Seeingeffekte nicht
vorkommen und der Himmel so dunkel wie möglich sein. Erst ein
dunkler Himmel, frei von Störlicht aus der Umgebung und möglichst
geringem Seeing ermöglicht das Ausschöpfen der vollen
Leistung des Teleskops. Mitunter ersetzt er 1 - 2 Teleskopklassen
zumindest hinsichtlich der Sichtbarkeit der Objekte siehe Tabelle.
Ein 8" Teleskop erreicht unter einem 5mag Himmel theoretisch
mindestens 13,4 mag Grenzgröße. Unter einem 6mag Himmel
14,4 mag. Um am 5 mag Himmel 14,4 Grenzgröße zu erreichen
bedarf es einem 12" Teleskop. Ausgangsbasis ist aber immer
der Himmel des eigenen Beobachtungsplatzes. Eine Anleitung mit Eichfeld
zur Grenzgrößenermittlung des eigenen Platzes habe ich
hier erstellt.
Es lohnt sich also durchaus auch größere Strecken zu
fahren, um dunklen Himmel aufzusuchen.
Die
Kombination Teleskop und Okular sollte aufeinander abgestimmt sein,
um möglichst geringe Bildfehler zu erhalten. Bauartbedingt
kommt es mitunter zu Unverträglichkeiten, die es zu vermeiden
gilt. Näheres hierzu findet man in der Rubrik "welches
Okular". Da jede Kombination nur so gut ist, wie Summe der
Fehler in der Kette, ist die Okularwahl mindestens genauso wichtig
wie die Wahl des Teleskops.
Zum
Schluß jetzt noch ein paar Worte zum Auge. Astronomische Beobachtungen
finden nachts im Dunkeln statt. Unser Auge kann sich daran gewöhnen
durch Öffnung der Pupille. Ein Großteil der Anpassung
ist nach gut 10 Minuten erfolgt, maximal wird sie aber erst nach
gut 30 - 45 Minuten. So werden Pupillendurchmesser von maximal 7-8
mm bei besten Bedingungen erreicht. Bereits ein geringes Maß
an hellem Licht zerstört die Adaption und die Anpassungsphase
muß erneut durchlaufen werden. Einzig die Verwendung von dunklem
roten Licht stört die Adaption kaum.
Neben dem direkten Sehen, also direkt ansehen, macht sich der Astronom
auch das indirekte Sehen zu Nutze.
Es bedeutet nichts anders als das man knapp am Beobachtungsziel
vorbei sieht. Durch den Aufbau unserer Augen gelingt es dann dort,
wo vorher nichts war, nun etwas zu entdecken. Unerfahrene Beobachter
werden damit mitunter anfangs Schwierigkeiten haben, da man diese
Fähigkeit trainieren kann bzw. muß. Grade noch erkennbar
wird manches Objekt auch, wenn man das Teleskop leicht hin und her
bewegt.
Viel
Erfolg und allzeit clear skies bei höchster Transparenz und
bestem Seeing.