Werbung für Teleskope

Wie jede andere Ware, so werden auch Teleskope und astronomisches Zubehör beworben.
Allerdings trifft man bei kaum einem anderen Artikel auf so viele Fehlinformationen und irreführende Angaben.
Nicht zuletzt sicher auch, weil sich, wie an anderer Stelle schon angedeutet, allerlei Anbieter inzwischen im Teleskopmarkt tummeln, die selten nicht wirklich wissen, was sie anbieten.
Leider muß man dies so hart ausdrücken, aber ich bin immer wieder mal gradezu erschrocken, was und wie angeboten wird.

Gerade als Einsteiger oder unerfahrener Hobbyastronom kann man hier nicht immer Realität und Fantasie erkennen. Dies führt dann zu unvorbereiteten Teleskopkäufen, denen dann in der Praxis schnell die Ernüchterung oder gar Frust folgt.

Nun, wie kann ich ernsthafte, seriöse Werbung erkennen und von anderen unterscheiden?

Zunächst gewinnt man viel, wenn man sich die Anzeige mal etwas genauer anschaut und den Text liest und die Bilder genau betrachet. Abbildungen mit Teleskopen, deren Öffnung zum Boden zeigt sind oft schon ausreichend leicht zu erkennen und können m. E. nicht wirklich seriösen Ursprungs sein. Auch manche Sucherposition ist sehr aufschlußreich.

Weiterhin ist die Verpackung teilweise aufschlußreich. Hochglanzphotos von Planeten und Deepskyobjekten auf der Verpackung sind im Zusammenhang mit Teleskopen der unteren Preisklasse meist nichts anderes als Blickfänger. Leider suggeriert man dem Interessenten so nur zu oft, das die Himmelsobjekte auch so zu sehen sind. Das ist mitnichten der Fall. Solche Fotos sind als Fotos ohnehin nicht mit den visuellen Eindruck zu vergleichen und meist auch noch von Groß- oder dem Weltraumteleskop Hubble gemacht. Um Deepskyobjekte farbig zu sehen bedarf es i.d.R. neben dunkelstem Himmel einer Öffnung von mindestens 14-16 Zoll (35-40cm).

Ebenso kann der Preis in gewissem Rahmen ein Indikator für die Qualität sein. Astronomische Geräte sollten und müssen letztlich hochpräziese Optiken und Bauteile enthalten um wirklich geeignet zu sein. Um dies einzuhalten, muß die Fertigung ebenfalls entsprechend genau sein. Dies hat seinen Preis, auch in den sogenannten Billiglohnländern. Bedenkt man dann noch, das Hersteller, ggf. Zwischenhändler und Anbieter damit Geld verdienen wollen und Zölle, Steuern und Tranportkosten anfallen, liegt auf der Hand, daß das billigste Teleskop einer jeweiligen Teleskopklasse ( Bautyp und Öffnung identisch ) tendenziell von geringer bis unbrauchbarer Qualität sein könnte. Leider ist dem auch oft so, so das "Geiz ist g..." der falsche Ansatz für den Teleskopkauf ist.

Weitere Anhaltspunkte geben die nachfolgend aufgeführten Bezeichnungen und Beschreibungen.

So sind Augenstücke z. B. tatsächlich Okulare und lassen darauf schließen das hier einfach das englische Wort eyepiece wortwörtlich übersetzt wurde. Gleiches gilt für Dreibein (engl. Tripod), womit das Stativ gemeint ist.
Die Montierung wird gerne als Ständer beschrieben, eine nicht wirklich treffende Beschreibung. ;)

Ebenso eindeutig sind Hinweise auf vergütete Spiegel bei Reflektoren, die Verwechslung von Fang- und Hauptspiegel, die Angabe eines Fotografieauszugs (ggf. hat der Okularauszug ein Gewinde zur Adaption ? ), eine Höhenverstellung per Drehstab, ein Altazimuthalter, eine Altzimutale Montierung, ein Alubody mit Sonnenkappe, ein 45Grad aufgerichtetes Okular, Glasobjektive, eine in 4 Richtungen schwenkbare Montierungen oder ein 90Grad Winkelaufsatz. Besonders gefallen mir die Beschreibungen, daß sich das Teleskop für den Einsatz auf Campingplätzen und am Meer eignet. Was machen die armen Hobbyastronomen nur an anderen Orten?

Noch was, Hobbyastrologen brauchen kein Teleskop, sondern bestenfalls vielleicht Tarotkarten.

All diese Angaben und Beschreibungen wurden übrigens innerhalb weniger Minuten bei Ebay gefunden. Ein Grund mehr für Einsteiger sich diese Angebote sehr sehr sorgsam anzusehen, auch wenn "3,2,1 - meins" noch so sehr lockt.

Daneben sind sinnlos hohe Vergrößerungsangaben - man beachte die Hinweise in den Grundlagenartikeln - wie z.B. weit über 200fach bei 60mm Öffnung oder gar fantastische 525 und 625fache Vergrößerung, Okulare mit 24,5 mm Steckmaß und reißerische Formulierungen meist ein Hinweis für ein wenig qualifiziertes Angebot. Mega oder superstark ist bestenfalls das, was man dem Leser hier erzählen will.

Auch die Beigabe von Okularsonnenfilter, 5x24 Sucher oder 1,5fach Aufrichtlinse ist meist mit minderwertigen Angeboten einhergehend, wobei der Sonnenfilter sogar gefährlich ist.

Noch ein Wort zur Öffnung (Spiegel- oder Linsendurchmesser). Linsen bis 50mm und Spiegel unterhalb 76mm sind zwar auch Teleskope, eignen sich aber eher nicht für Astronomie. Die Lichtsammelleistung ist nicht wirklich ausreichend. Diese Geräte sind tendenziell eher Spielzeug.


Manche Anbieter gehen inzwischen zumindest scheinbar auf optische und astronomische Realitäten ein, wobei die Betonung auf "scheinbar" liegt. So sorgt ein 200mm Fangspiegel eher für Frust (hier ist eigentlich der Hauptspiegel gemeint) und ein Tubus von 800mm ist auch kein Qualitätsmerkmal. Licht das auf die Spiegelfassung fällt wird auch nicht gebeugt, sondern im Teleskop nicht gesehen. Hier gilt es den Text genau zu lesen und sich nicht durch die richtige Berechnung der Vergrößerung und des Auflösungsvermogens in der gleichen Anzeige blenden zu lassen.

Wer ein Angebot ohne solche Hinweise findet, darf in der Regel von einer vernüftigen Beschreibung und meist auch von vernünftiger Werbung und somit einer gewissen Qualität ausgehen. Allerdings gilt auch hier: Ausnahmen bestätigen die Regel.
Sicher kann man mit solchen Teleskopen sogar etwas sehen, i.d.R. werden sie aber deutliche Mängel haben und einen ernstgemeinten Einstieg in die praktische Astronomie erschweren oder gar vermiesen, weil sie den gerne beworbenen professionellen Ansprüchen meist nicht gewachsen sind.


Ohnehin ist bei Worten wie Profiteleskop und professionell zumindest Vorsicht geboten. Anhand des Kontextes sollte man erkennen können, ob dies übertriebene Bewerbung oder Fakt ist. Richtig hochwertige Angebote wird man gerade bei Ebay meist erkennen, denn diese sind i.d.R. nur einzeln vorhanden und nicht 10 mal direkt untereinander. Oft genügt auch schon ein Blick auf den Einstiegspreis und den Namen bzw. die Bezeichnung des Gerätes. Starfire,Takahashi, Pentax, TMB, Williams und TEC z.B. haben als Oberklassehersteller einen guten Namen und werden vereinzelt auch mal bei Ebay angeboten. Zusammen mit diesen Namen darf man sicher von professionell sprechen, ungeachtet der Tatsache das Profiastronomen in der Praxis eher vorm Rechner sitzen als visuell zu beobachten.

Zum Schluß noch ein wahrer Goldschatz in Sachen Werbung.
Ein besonderes Werbeangebot hat Sternfreund Sven Wienstein auf seiner HP auf die Lupe genommen.

Ich hoffe, das dieser Artikel hilft, Interessierte vor Fehlkäufen zu schützen. Vernünftige Einstiegsteleskope benennen wir in unserem Artikel Kleinpreisteleskope. Die Kombination Teleskop und Montierung, ist leider nicht immer ideal. Dies gilt besonders im unteren Preissegment, teilweise leider auch bei Fachanbietern, was ich sehr ärgerlich finde. Anhaltspunkte zu geeigneten Kombinationen haben wir hier zusammengestellt. Speziell zum Thema Paketangebote haben wir diesen Artikel.

Fragen hierzu, zu speziellen Artikeln oder weitere Stilblüten - ich freue mich auf eine Mail.

© 12/2004 Armin