Wir bedanken uns für diesen Artikel bei Toni Reuscher
Auskleiden eines Newtonteleskopes mit Veloursfolie
am Beispiel des 6 Zoll-Skywatcher-Newtons f/5
Als bewährte Methode der Kontraststeigerung hat sich bei Teleskopen das zusätzliche Schwärzen der Tubusinnenfläche herausgestellt. Die werkseitige Mattierung der Teleskope, vor allem im unteren Preissegment, kann Streulicht nicht wirkungsvoll unterdrücken. Ein aufgehelltes Bild in dem Deepskyobjekte nur mühevoll oder gar nicht erkennbar sind, ist die Folge.
Zur Schwärzung kommen heute vielerlei Materialien in Frage, sei es schwarzer Filz oder Samt, der mittels Flächenkleber in den Tubus eingebracht wird, Schultafellack, ein extrem mattierender Lack, dem zusätzlich noch Sägespäne oder Sand beigemengt wird oder die sehr oft verwendete selbstklebende Veloursfolie von Alcor oder DC-Fix. Diese Folien arbeiten recht gut gegen störende Reflexe sind in den meisten Baumärkten erhältlich.
Die Vorbereitung
Vor Gebrauch muss die Folie gründlichst entfusselt werden, da produktionsbedingt viele der Velourshärchen nicht oder nur unzureichend an der Trägerfolie haften. Ein mit Fusseln belegter Spiegel wäre die Folge. Folgende Vorgehensweise hat sich bewährt:

1. Die Folie zunächst einen Tag an der Wäscheleine "abhängen"lassen. Somit lässt sie sich später beim Entfusseln leichter auf einem Tisch ausbreiten, ohne dass sie sich wieder zusammenrollt, was auch beim Einbringen in den Tubus Vorteile hat.

2. Zunächst sollte man die Folie mit dem Staubsauger absaugen. Hierzu verwende ich die Polstermöbeldüse (Düse mit Bürstenring). Von drehenden Bürstenköpfen, wie z.B. von Vorwerk würde ich jedoch abraten, da hier womöglich zu viel Velours aus der Trägerfolie ausgebürstet wird.

3. Danach wird die Folie mit der Fusselrolle bearbeit. Dabei wird in etwa drei Arbeitsschritten die Folie längs und quer abgerollert, bis sich nur noch wenig Velours an der Rolle befindet. Ein Rat: Das Spiel mit dem Abrollern kann man bis zum Sanktnimmerleinstag treiben. Es würden immer wieder Härchen auf der Rolle landen.

Der Tubus wird nun von der Optik und allen sonstigen Anbauten befreit. Die Optik sollte an einem sicheren Platz gelagert werden (vor allem wenn man kleine Kinder hat ). Auch empfiehlt es sich, die Spiegel gegen Staub zu schützen. Da ich vom Abdecken mit irgendwelchen Tüchern, die nur neuen Staub emittieren, nichts halte, lagere ich solche Teile in einem verschlossenen Koffer oder Karton.

Das Auskleiden
Da im hier gezeigten 6-Zoll Newton die Folie nicht groß genug ist, um sie in einem Stück zu verarbeiten, kommen also mehrere Teilstücke zum Einsatz. Ich achtete darauf, diese Teile so zu schneiden, dass ein Stück jeweils den Tubusinnenumfang komplett auskleidet.

Die Blechtuben der meisten Newtonteleskope sind zusammengefalzt. Dieser Falz ist ein guter Anhaltspunkt, um die Folie im Tubus genau auszurichten. Das Teilstück der Folie wird zunächst mit der Veloursseite nach innen zusammengerollt und am Rand etwa 2cm des Rückseitenträgers abgezogen. Keinesfalls den Träger komplett abziehen, das gibt nur eine heillose Kleberei. Der 2cm Rand wird nun an der Blechfalz bündig angelegt und zunächst nicht zu fest angedrückt. Liegt die Folie nun sauber an der Falz an, wird diese nach oben auf ‚12 Uhr’ gedreht und der Träger langsam und gleichmäßig wieder einige Zentimeter abgezogen. Nun wird wieder angedrückt und der Tubus ein Stück weiter gedreht, so dass die nächsten Andrückpunkte wieder auf 12 Uhr liegen (siehe Zeichnung). Dies verhindert zuverlässig Blaseneinschlüsse und die Folie liegt am Ende überall sauber an. Am Schluss, wenn sich die Folie trifft, sollte sie etwa 1cm überlappen und nicht stoßen, damit bei Temperaturunterschieden (vor allem Kälte) keine Lücke in der Auskleidung entsteht.Der zweite Streifen Folie zum hinteren Ende des Tubus hin, habe ich ebenfalls zum ersten Streifen hin 1cm überlappend angebracht.
Am hauptspiegelseitigen Ende hat sich herausgestellt, dass der Spiegelhalter absolut bündig am Tubus anliegt, so dass hier genau 1cm Velours weg geschnitten werden musste. Hierzu habe ich mir ein kleines Werkzeug gebastelt, mit dem von einem Rand aus genau definierte Streifen geschnitten werden können. Das Werkzeug besteht übrigens nur aus einem Stück Alu-Schiene (aus dem Maschinenbau) und einem Küchenmesser. Bastelmesserklingen haben sich nicht bewährt, da sie zu spröde sind und beim Festklemmen zerspringen. Das Werkzeug lässt sich auch als Schneidzirkel verwenden, wenn man mal Ringe für einen Sonnenfilter aus weichem Kunststoff schneiden möchte.
Fangspinne und sämtliche Schrauben und Muttern im inneren des Tubus habe ich mit schwarzem Schultafellack bemalt um auch hier unnötige Reflexe und Streulicht zu mindern.

…und wenn wir gerade dabei sind

Der Okularauszug des Skywatchers kommt recht kippelig daher. Grund hierfür ist die unzureichende Lagerung des Auszugrohres. Zwar ist der OAZ mit einer Justierschiene versehen, diese Reibt jedoch recht hart am Auszugrohr.
Daher habe ich gegenüber dem Fokussierzahnrad zwei weitere Streifen Velours eingebracht und die Justierschiene ebenfalls mit einem Streifen Velours belegt. Das Auszugrohr läuft nun spielfrei und weich.
Wer möchte, kann das Auszugrohr selbst auch innen mit der Folie auskleiden, ich werde es bei Gelegenheit auch noch nachziehen.

(c) 10/2004 by Toni Reuscher