Praxis Astrozeichnen

Vorwort

Irgendwie scheint es in unserer Natur zu liegen gesehene Dinge festhalten zu wollen, so auch der Astronom. Hier habe ich, abgesehen vom Gedächtnis, 2 Möglichkeiten dies umzusetzen. Entweder verschreibe ich mich der Fotografie oder aber ich zeichne was ich sehe.
Ich habe mich nach einigen fotografischen Versuchen für das Zeichnen entschieden und hierüber möchte ich berichten.

Zeichnen

Zeichnen, das klingt eigentlich recht eindeutig. Die meisten werden sicher sofort an Papier und Stift denken und weitere Optionen zunächst vielleicht gar nicht sehen. Aber Astro zeichnen kann man auf höchst unterschiedliche Weisen.
Moderne Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop oder ArcSoft Photostudio, um mal mir bekannte Beispiele zu nennen, sind geeignet um ausschließlich am PC Zeichnungen zu erstellen. Manche Kollegen, wie zum Beispiel Daniel Restemeier, machen dies ausschließlich so. Ich nutze den PC auch, aber nur um Papierzeichnungen zu bearbeiten oder aber um fiktive Objekte zu generieren. Fiktive Objekte am PC zeichnen nenne ich Spaceart. Einige so erstellte Objekte habe ich in der Galerie auch online.

Auf dem Feld zeichne ich auf Papier mit Bleistift. Hierzu habe ich mir eine Wordvorlage erstellt, die Ihr unter der Rubrik Formeln findet und verwenden könnt. Ich zeichne also quasi ein Negativ, schwarze Objekte auf weißem Grund. Dies kann man sicher als Nachteil betrachten, denn, sofern es um Deepsky-Zeichnungen geht, muß ich jedes Bild invertieren. Alternativ böte sich an schwarzen Zeichenkarton und weiße Farbe zu erwerben, was manche Kollegen tun.
Da ich ohnehin scannen muß, um eine Zeichnung am PC verfügbar zu machen und so veröffentlichen zu können, kann ich die "Negativ-Funktion" des Bildbearbeitungsprogramms problemlos nutzen. Denn, und nun landen wir in der Praxis, beim einscannen gibt es auch einige Dinge zu beachten. Aber der Reihe nach…

Auf dem Feld ist es neben ausreichender roter Beleuchtung wichtig, eine stabile ebene Unterlage für die Zeichenvorlage zu haben. Insbesondere wenn es um neblig erscheinende Objekte geht, würden sich Unebenheiten auf der Unterlage sofort durchdrücken und schlimmstenfalls das Bild stark entstellen. Hierzu habe ich mir im Schreibwarenladen aus Plastik ein Klemmbrett in Größe DIN A4 für wenig Geld besorgt.
Neben Spitzer und Radiergummi, sind Blei- oder Zeichenstifte nötig. Wichtig hierbei ist der Härtegrad, welcher bei Bleistiften durch eine zweistellige Zahl/Buchstabenkombination gekennzeichnet ist. Die gängigen Bleistifte sind mittlerer Härte und mit HB gekennzeichnet. Diese eigenen sich recht gut zum zeichnen, so lange es nicht um feine, schwache Nebelstrukturen geht. Selbst mit Wischtechniken sind die Ergebnisse meist nicht perfekt, weil härtere Strichführungen, die zwangsläufig vorkommen, nicht gänzlich eliminiert werden können. Man braucht einen weichen Stift. Ich habe mich für 8B, den weichsten Bleistift entschieden.

Auf dem Feld ist es angenehm eine stabile, bequeme Sitzposition zu haben, aus welchen man beobachten und zeichnen kann.
Suchen Sie ein Objekt aus, und stellen sie es im Teleskop ein. Richten sie Sitz und ggf. Ablage entsprechend aus und beobachten Sie erst einmal. Mir hilft es wenn ich so schon mal den Gesamteindruck und Details aufnehmen kann, um eine Gefühl dafür zu bekommen. Aber auch um markante Punkte und Sternketten und -formationen zu erkennen, welche die Basis der Zeichnung werden. Ich zeichne nicht immer das komplette Gesichtsfeld, sondern oft nur Ausschnitte, die ich anhand der Marken festlege. Aufgenommene markante Auffälligkeiten sind auch das erste, was nun zu Papier gebracht wird. Es gibt Kollegen die ausgedruckte Sternkarten mit einigen hellen Feldsternen als Basis nehmen, aber dies kommt für mich keinesfalls in Betracht.
Nach den Markierungssternen kommt das eigentliche Objekt und dessen Position aufs Bild, sofern Nebel oder Galaxien gezeichnet werden. Bei Sternhaufen würden nun schwächere Feldsterne folgen. Ist die Objektposition fixiert, zeichne ich direkt mit entsprechenden Details das Objekt und anschließend weitere, dunklere Feldsterne. Hierfür nehme ich mir ausreichend Zeit, denn ich finde Objekte in sternreicherem Umfeld eingebettet, geben dem Gesamtbild mehr Tiefe und Realismus beim betrachten. Abschließend wird noch mal alles kontrolliert - natürlich intensiv das Hauptobjekt - und die Zeichnung verfeinert und ggf. korrigiert, denn meist sehe ich bei mehrfacher Betrachtung weitere Sterne oder Details.
Abschließend werden die Daten zur Zeichnung notiert, sowohl für sich aber auch für andere, denn gute gefertigte Zeichnungen können m. E. sehr gut vermitteln, wie was im Teleskop aussieht.

Wieder zu Hause wird das Bild gescannt. Hier ist es wichtig den Scanner richtig einzustellen.
Ich verwende 1200 Dpi und Graustufen als Vorgabe auch wenn dies zunächst eine riesige Datei ergibt. Aber nur dann kommen feine Details und Sterne in vollem Umfang auf dem PC rüber. Anschließend wird das Bild deutlich verkleinert, für den PC-Anblick ggf. etwas geschärft oder in der Helligkeit angepasst und anschließend invertiert. Abschließend verkleinere ich auf die gewünschte Größe.

Eingangs sprach ich auch von Bildbearbeitungsprogrammen, die ich mir dann nochmals separat zu Nutze mache und damit das Bild nochmals bearbeite. So entstehen die Computerversionen meiner Zeichengalerie. Ich zeichne auf dem invertierten Bild mittels punktuellem aufhellen/abdunkeln, Kontrast, Schärfe und der Option verwischen das Bild nach. Da jedes Programm etwas anders ist, kann ich hier keine konkrete Anleitung geben. Hier wird man etwas probieren und testen müssen.

Bsp. M13 Zeichnung mit dem 20x90 FG: Rohscan, Invertiert, Computerversion

Schlußwort:
Mir macht zeichnen Spaß, auch weil ich 2 Interessen miteinander verbinden kann. Der Aufwand ist kostenmäßig sehr gering - keine 10 Euro. Auf dem Feld brauche ich im Schnitt etwa ½ Stunde pro Bild, eine annehmbare Zeitspanne aus meiner Sicht. Daneben übt zeichnen m. E. ungemein das teleskopische Sehen - eine Eigenschaft die sich der visuelle Hobbyastronom erarbeiten muß.
Ich würde mich freuen, wenn dieser Artikel Interesse geweckt hat, zur Nachahmung animiert und eine kleine Anleitung sein kann. Da es auch wesentlich einfacher zu lernen und zu versuchen ist, erscheint mir zeichnen auch oder grade deshalb gut geeignet für Beginner, die eigene Beobachtungen so festhalten möchten. Probiert es einfach mal aus.
Viele Erfolg und CS
Armin

© 7/2006 Armin