Fotografieren - wer tut das nicht. Wohl die meisten Menschen besitzen
hierzulande einen Fotoapparat, um so allerlei festzuhalten. Warum
also nicht mal den Himmel ablichten?
Prinzipiell ist Piggyback-Fotografie mit vielen Fotoapparaten möglich
und kann so ein Einstieg in die Astrofotografie sein. Natürlich
wird man so, nie auch nur ansatzweise, an die Hochglanzfotos der
Profis herankommen. Dennoch finde ich diesen Weg lohnend, weil man
sich so zwangläufig die Basis für evtl. später folgende
Fotografie durch das Teleskop erarbeitet.
Piggyback bedeutet etwa "aufgesattelt". Und genau das
macht man mit der Kamera - man schnallt sie auf das Teleskop. Aufgenommen
wird nur mit der Kamera und deren Objektiv. Das Teleskop selbst
ermöglicht, parallel zur Aufnahme, die Beobachtung des jeweiligen
Himmelsareals und dient gleichzeitig zur Kontrolle der Nachführung.
Voraussetzung hierfür ist, das der Fotoapparat auf der Unterseite
des Gehäuses einen Fotostativanschluß hat. Dies ist m.W.
nach fast immer der Fall.
Kamera
Neben
dem obligaten Fotostativanschluß sollte die Kamera folgende
Eigenschaften haben:
Langzeitbelichtung
Aufgrund
der geringen Vergrößerungsmöglichkeiten bietet
sich diese Art der Fotografie für großflächige
Himmelsansichten an. Um Planeten oder auch dem Mond Details
zu entlocken, reicht die Vergrößerung nicht wirklich
aus. Es gilt also Licht zu sammeln und zu addieren, um hier
einen Vorteil gegenüber dem Auge zu erhalten, was in der
Praxis auch gelingt, wenn Belichtungszeiten größer
15 sek. möglich sind.
Zoom/Brennweite
Ein
gutes Zoomobjektiv wird ein Gewinn sein, ist aber kein unbedingtes
Muß. Jedoch erleichtert das Zoom das Erreichen einiger
DS-Objekte, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind.
Lichtempfindlichkeit
Egal
ob Digital oder Film, eine hohe ISO Zahl (ASA) ist erstrebenswert,
wobei man auch schon mit ISO 200 starten kann. Zu beachten ist,
daß das Rauschen mit steigendem ISO-Wert je nach Kamera
zunimmt. Daher ist eine Rauschunterdrückung bereits seitens
der Kamera wünschenswert.
Blende
Blende
bedeutet Lichtempfindlichkeit, was in der Astronomie ein ganz
wichtiger Faktor ist. Daher gilt es möglichst geringe Blendenzahlen
einzustellen.
Sonstiges
Blitzlicht
sollte unterdrückbar oder ausschaltbar sein. Ebenso ist
ein Fernauslöser zumindest wünschenswert um ein Verwackeln
beim auslösen zu verhindern.
Wenn
die Kamera dieses bietet, kann man starten. Hierbei ist es letztlich
egal, welchen Kameratyp man hat. Sowohl herkömmliche Filme
als auch die digitalen Kameras sind einsetzbar.
Adaption
an des Fernrohr
Nun
kommt der oben angesprochene Fotostativanschluß zum tragen.
Viele Teleskope werden per Rohrschellen über eine Prismenschiene
mit der Montierung verbunden. Oft haben die Schellen auf der "Oberseite"
eine Vorrichtung zur Aufnahme einer Schraube mit Fotogewinde. So
kann man die Kamera direkt verschrauben, was allerdings manchmal
nachteilig ist. Bei Weitfeldaufnahmen kommt so das Teleskop u..U.
ins Bildfeld und eine exakt parallele Ausrichtung zum Teleskop ist
nur schwer zu erreichen.
Ich verwende daher eine Baader Witty1 - eine kleine azimutale Montierung,
die folgende Vorteile bietet. So kann ich Abstand im Sinne von Höhe
gegenüber dem Teleskop gewinnen, so daß das Teleskop
außerhalb des Aufnahmefeldes bleibt. Weiterhin kann ich mit
der Witty, dank der Feineinstellungen die Position exakt parallel
zum Teleskop einfach erreichen. So kann ich beobachten, was gleichzeitig
aufgenommen wird, was hilfreich bei der Nachführung ist.
Die Ausrichtung nehme ich an einem hellen Stern oder dem Mond vor.
Zuerst im Teleskop eingestellt und im Gesichtsfeld zentriert, wird
anschließend an der Kamera kontrolliert, wohin sie zeigt.
Ggf. wird die Postion der Kamera korrigiert, wobei dies zuerst ohne
Zoom erfolgt. Anschließendes hochzoomen und weiteres korrigieren
der Postion führt schnell zu einer sehr genauen Ausrichtung
der "Fotoeinheit". Ist dies erfolgt, kann es losgehen.
Teleskop/Montierung
Das
Teleskop selbst ist für die Piggyback-Fotografie unbedeutend,
da es nur der Nachführkontrolle dient. Besondere Anforderungen
bestehen insofern nicht. Die Montierung hingegen sollte stabil und
gut eingenordet stehen, will man punktförmige Sterne erhalten.
Es sollte eine parallaktische Montierung sein, um die Erddrehung
ausgleichen zu können und Bildfeldrehungen zu vermeiden. Vorzugsweise
ist die Montierung motorisiert, wobei man mit etwas Übung auch
sehr gut mit händischer Nachführung arbeiten kann, da
die Aufnahmebrennweiten gering sind. Hohe Genauigkeit der Schneckengetriebe
sind hierfür nicht so wichtig, wie bei der Fotografie durch
das Teleskop selbst. Für Piggyback wird dieser Punkt nur dann
relevant, wenn die Belichtungszeiten sehr lang sind ode rmit sehr
großer Brennweite aufgenommen werden soll.
Bedingungen
Wie
bei der visuellen DS-Beobachtung, so ist auch hier ein dunkler Himmel
frei von Störlicht gewinnbringend. Ausgehend von der visuellen
Grenzgröße des Standortes kann man fotografisch, je nach
Belichtungszeit mehrere Magnituden gewinnen. Damit rücken lichtschwächere
Objekte in erreichbare Nähe, die solche Großfeldaufnahmen
für meine Begriffe ungeheuer bereichern. Zur Störlichtunterdrückung
habe ich meiner Digitalkamera eine kleine Taukappe gemacht - ein
hilfreiches Untensil, das auch ein beschlagen der Optik verhindert.
Wichtig ist, diese nicht zu kanpp im Sinne von eng zu dimensionieren,
um das Bildfeld nicht zu beschränken.
Ergebnisse
Diese Variante der Astrofotgrafie kann man nehmen um ganze Sternbilder
oder Himmelsregionen und Panoramen zu fotografieren. Hier muß
mittels Teleskop nachgeführt werden, da selbst bei kleinster
Vergrößerung durch die Kamera und einer Belichtungszeit
von 30 Sekunden Sterne bereits zu kleinen Strichen verzogen sind.
Zur Nachführung beobachtet man das Areal im Teleskop. Hilfreich
ist es ein Fadenkreuzokular zu haben, welches man auf einen Stern
zentriert. Alternativ, so mache ich es derzeit auch, merkt man sich
2-3 auffällige Sterne am linken Gesichtsfeldrand, deren Positon
man während der Belichtungsdauer kontrolliert und ggf. korrigiert.
Langzeitbelichtete, nicht nachgeführte Aufnahmen erbringen
ab mehreren Minuten Belichtungsdauer Strichspuraufnahmen. Wenn die
Kamera dies kann, sollte man es mal probieren. Es ist überraschend,
welche Strecke die Sterne scheinbar zurücklegen - tatsächlich
ist es ja die Erddrehung die hierfür verantwortlich ist.
Die so aufgenommen Bilder kann man meist mittels herkömmlicher
Bildverarbeitungsprogramme ein wenig verbessern und optimieren.
Mit besseren bzw. Astroprogrammen kann man auch mehrere Bilder addieren
und überlagern, was meist einen weiteren Gewinn bringt. Links
zum download solcher Programme findet man hier
unter der Rubrik Software.
Schlußwort
Ich
habe nach einiger Zeit als reiner visueller Beobachter diese Art
der Fotografie seit kurzem für mich entdeckt und Spaß
daran. Als Kamera verwende ich ein Minolta Dimage Z1, eine reine
Digitalkamera, die ich nicht gezielt als Astrofotoapparat angeschafft
habe, was sie auch nicht ist. Der Grenzgrößengewinn liegt
um etwa 1- 1,5 Mag, was allersdings bereits ausreicht, um einige
DS-Objekte zu erreichen und sternreiche Übersichtsbilder zu
erstellen. Meine bisherigen Ergebnisse und eine gewisse Entwicklung
hinsichtlich der Ergebnisse sind in der Galerie zu sehen. Ich werde
diesen Weg weiter gehen und hoffe demnächst mehr Bilder mit
guten Ergebnissen vorweisen zu können. Desweiteren werde ich
mich mit einer weiteren Variante der Astrofotografie - der afokalen
Projektion zukünftig öfter beschäftigen und hoffe
so auch einige Bilder von Mond und Planeten schießen zu können,
wobei DS natürlich auch angegangen wird.
Ich hoffe dieser Artikel macht deutlich, das man auch mit einfachen
Mitteln und ohne großartige zusätzliche Kosten in die
Astrofotografie einsteigen kann und würde mich freuen, wenn
er als Anregung und Einleitung dazu verstanden wird und zur Nachahmung
animiert.
In diesem Sinne viel Erfolg und clear skies.