Skylux 70/700 ( LIDL-Scope)

LIDLvs80M
oben Vixen 80M und LIDL

In der Vorweihnachtszeit des Jahres 2002 bot der Discounter LIDL ein komplettes Teleskop mit Zubehör für damals 99,95€ an. Kurz entschlossen habe ich es mir gekauft.

Der LIDL ist ein klassischer Fraunhofer mit einem Öffnungsverhältnis von 1/10. Mitgeliefert wurde neben einfachen Kellnerokularen mit 1,25" Standartsteckmaß, ein 6x30 Sucher, ein Zenitspiegel, eine Barlow, eine CD mit einer Planetariumssoftware und vor allem eine parallaktische Montierung.
Gerade dieser Aspekt machte das Angebot interessant, zumal die Montierung größer als eine EQ2 und auch etwas stabiler ist, wie sich herausstellte. Es handelt sich um eine parallaktische Montierung mit Schnellwechselkupplung. Vorsicht, da sich innerhalb der Schienenaufnahme eine dicke Mutter befindet, kann man die Standartprismenschienen nicht verwenden. Meines Wissens nach gibt es aber spezielle Schienen zu kaufen, falls man nicht selbst bauen will. Die Montierung ist fast identisch der Vixen Cosmostar oder Astro3 Montierung.
Hierfür gibt es bei einschlägigen Astrohändlern sogar einen Motor für eine einachsige Nachführung zu erwerben.


Was leistet der LIDL? Als Fraunhofer mit geringer Öffnung und kleinem Öffnungsverhältnis ist er ein gutes Mond- und Planetengerät. Auch die Trennung von Doppelsternen ist machbar, sofern der Abstand der Komponenten nicht zu gering ist. Epsilon Lyra wurde mehrfach erfolgreich in alle 4 Komponenten aufgelöst. Bei Deep Sky hingegen sollte man nicht zu viel erwarten. Ein geübter Beobachter wird zwar alle Messierobjekte sehen/können, aber oft nur ohne Details, wenn es sich nicht um ganz große, helle Objekte handelt. Mit geringen Vergrößerungen kann man einige offene Sternhaufen, sowie die Klassiker, z. B. M57 oder den Orionnebel gut und mit Details sehen.
Zur Übersicht und für offene Sternhaufen eignet sich ein 25 oder 32mm Plössl sehr gut. Am Planeten kann man die sogn. Barium Okulare (Kellner die oft mit dem Wort "super" bezeichnet sind) verwenden. Diese zusammen mit einer ordentlichen 2x Barlow ergeben schöne Vergrößerungen zur Planetenbobachtung. Eine Aufrüstung mit diesen Okularen kostet nicht viel und bringt schon einen Gewinn gegenüber den mitgelieferten Okularen.

Mit guten Okularen und einem guten Zenitspiegel (nicht die mitgelieferten) konnte ich zur Planetenbeobachtung mitunter maximal 175fach ( 4mm Okularbrennweite) anwenden. Meist bewegte ich mich um 140fach. Am Mond, kann man auch mal höher vergrößern. Ein Detailgewinn wird so zwar nicht mehr erreicht, aber das größere Abbild ist mir in diesem Fall angenehmer.

Ob des geringen Gewichts ist der Skylux für manche Sternfreunde auch ein brauchbares Leitrohr für die Fotografie. Diesen Weg ging auch mein Refraktor, den ich nach Anschaffung einer EQ3 und eines Vixen 80M nicht mehr benötigte und daher weiterverkauft habe.

Nicht verhehlen will ich, das dieses Teleskop mitunter erhebliche Qualitätsstreuungen lt. Aussagen einiger User in Astronomieforen hat und keinesfalls perfekt ist. Mir sind insgesamt 4 dieser Teleskope bekannt. Keines davon würde ich als Gurke bezeichnen wollen.
Auch bestätigt der Test von Discounterteleskopen in der Zeitschrift Interstellarum Nr. 37 (1/2005) meinen Eindruck und empfielt dieses Teleskop aus der Gruppe von Testgeräten.

Einige kleinere Verbesserungen kann man leicht selbst durchführen. Gute Informationen hierzu findet man bei http://www.binoviewer.at. Ich selbst habe an meinen LIDL folgende Änderungen vorgenommen:
- Plastikring zur Halterung der Taukappe etwas abgetragen um Druck auf die Linsenfassung zu verhindern.
- Taukappe und Okularauszug mit Verloursfolie ausgekleidet.
- Am Okularauszug wurde das Innenrohr gekürzt.
- Von Hause aus wackelte der OAZ ein wenig und war nicht ganz in der optischen Achse. Dies habe ich ausgeglichen, in dem ich das Innenrohr mit breiten Tesafilmstreifen zum einen verdickt und so dem Innendurchmesser das Außenrohres des OAZ angepaßt habe.
- Der 6x30 Sucher wurde, trotz ordentlicher Qualität entfernt. Stattdessen wurde ein Sucherschuh zum Wechseln angebracht, der es mir ermöglicht wahlweise den Peilsucher, welchen ich ohnehin favorisiere, oder meinen 8x50 Sucher zu verwenden. Die vorhandenen Bohrungen konnten verwendet werden.

Fazit: Der Skylux ein schönes preiswertes Gerät mit dem man schon einiges sehen kann. Als Zweitgerät für die Schnelle oder zum preiswerten Einstieg und Reinschnuppern in die Astronomie – auch für den Nachwuchs – halte ich es für absolut empfehlenswert in dieser Preisklasse (siehe auch Artikel Kleinpreisteleskope). Seit 2004 wird das Teleskop komplett für 69,95 angeboten.

Nachtrag: Seit 7.12.05 - in D ab 19.12.05 - wird eine neue überarbeitete Version des Skylux angeboten. Als wesentliche Änderungen sind zu nennen: Neue Taukappe, Stahlrohrstativ, die dicke Mutter in der Schienenaufnahme wurde entfernt, wie insgesamt das Design auch modifiziert wurde. Weitere Informationen dazu liegen mir nicht vor. Zu einem Preis von nun 75,- € erscheint mir der Mehrwert allemal gerechtfertigt.

© 11/2004 Antares